Weltfrauentag 2022

Die würde des Menschen ist unantastbar!

Anlässlich des Weltfrauentags 2022 hat die AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) in der SPD Voerde das Jüdische Museum in Dorsten besucht.

Im Jüdischen Museum Dorsten haben wir uns mit dem jüdischen Leben – der Religion, den Bräuchen aber auch mit der Judendverfolgung im dritten Reich – beschäftigt. Unser Schwerpunkt lag insbesondere auf jüdischen Frauen.

 

Die Bat Mizwa

Bat Mizwa, „Tochter des Gebots“ für Mädchen bezeichnet im Judentum die religiöse Mündigkeit. Mädchen erreichen sie im Alter von zwölf Jahren. Bat Mitzwa bezeichnet sowohl den Status als auch den Tag und die Feier, an dem die Religionsmündigkeit eintritt. In Reformgemeinden werden Mädchen im Gegensatz zu orthodox jüdischen Gemeinden genauso wie Jungen zum Lesen aus der Tora zugelassen. Die Bat Mizwa für Mädchen, obwohl auf älteren Brauch zurückgehend, hat sich erst im 20. Jahrhundert in den Reformgemeinden allgemein durchgesetzt.

 

Fräulein Rabbiner Jonas

Regina Jonas war die erste Rabbinerin der Welt. Sie studierte an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und wurde im Dezember 1935 ordiniert. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.

Jonas sah sich als gleichberechtigt neben ihren männlichen Kollegen: „Ich kam zu meinem Beruf aus dem religiösen Gefühl, dass Gott keinen Menschen unterdrückt, dass also der Mann nicht die Frau beherrscht“.

Dabei sah sie sich dem traditionellen Judentum von früher Jugend an verbunden. Ihren Berufswunsch verfolgte sie so hartnäckig, weil sie sich von Gott dazu berufen fühlte und weil sie in den traditionellen jüdischen Gesetzen keinen Widerspruch dazu finden konnte. So unternahm sie in ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule als Erste den Versuch, das weibliche Rabbinat nicht mit liberalen Argumenten, sondern aus der Tradition des Judentums heraus zu begründen. Die Frage ihres Titels: „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ beantwortete sie mit der Schlussfolgerung, dass dem „außer Vorurteil und Ungewohntsein fast nichts“ entgegenstehe.

 

Rabbinerin Natalia Verzhbovska

Nach Abschluss ihrer Ausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam wurde Natalia Verzhbovska 2015 in Bielefeld zur Rabbinerin ordiniert. Rechts im Bild die Berliner Rabbinerin Gesa Ederberg. Seit 1995 werden in Deutschland auch Frauen in das Rabbinat eingeführt. Das gilt aber nicht für das orthodoxe Judentum.

 

 

Stephanie Shirley

Dame Stephanie Shirley (Vera Buchthal) Stephanie Shirley, Dame Commander of the Order of the British Empire, wurde 1933 als Vera Buchthal in Dortmund geboren. Mit einem „Kindertransport“ 1939 nach England gerettet, schlug das mathematikbegeisterte Mädchen dort einen außergewöhnlichen Berufsweg ein: Mit ihrer eigenen IT-Firma wurde Stephanie Shirley eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen Großbritanniens.

Die Kindertransporte 1938/39

Durch den Novemberpogrom 1938 wurde die Weltöffentlichkeit auf die Bedrohung der Juden in Deutschland aufmerksam. Großbritannien erklärte sich bereit, bis zu 10.000 jüdische Kinder aufzunehmen. Mit dem so genannten Kindertransport wurden auch Hunderte von Kindern und Jugendlichen aus Westfalen gerettet. Schweden und die USA nahmen ebenfalls kleine Gruppen von Kindern auf.

 

Jeanette Wolff

Jeanette Wolff, geb. Cohen war das älteste von sechzehn Kindern. Mit 16 Jahren, 1904, begann sie ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin in Brüssel und arbeitete anschließend als Kindergärtnerin und Erzieherin. Sie lebte abwechselnd in Brüssel, wo sie auch der Sozialdemokratischen Partei beitrat, und Bocholt.
Schon kurz nach der „Machtübernahme“ durch die NSDAP wurde Jeanette Wolff wegen ihres Wahlkampfengagements für die SPD verhaftet und zwei Jahre lang in „Schutzhaft“ gehalten. Nach ihrer Entlassung 1935 eröffnete sie eine Pension für Juden in Dortmund. Dort wurde die Familie Opfer der Novemberpogrome 1938.
Jeanette und ihre zwei verbliebenen Töchter durchlebten den Zweiten Weltkrieg bis 1945 auf einer Odyssee durch verschiedene Ghettos und Lager. Jeanette Wolff und ihre Tochter Edith wurden vom KZ Stutthof zu einem Außenlager deportiert und sollten ins Reichsgebiet verlegt werden, um den Jahreswechsel 1944/45 im polnischen Koronowo wurden sie von der Roten Armee befreit.

Ab 1946 beteiligte sich Jeanette Wolff am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin, vor allem dem Jüdischen Frauenbund. Sie war Mitbegründerin (1949), Jüdische Stellvertretende Vorsitzende (1949–1970) und Jüdische Vorsitzende (1970–1976) der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin.
Von 1965 bis 1975 bekleidete sie die Position der stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Aufgrund einer Erhöhung der Zahl der Berliner Abgeordneten rückte sie am 1. Februar 1952 in den ersten Deutschen Bundestag nach und gehörte ihm bis 1961 an.