Ranger im Kreis Wesel: Als ob man nur zwei Polizisten in einer großen Stadt hätte

Momentan beaufsichtigen zwei RVR Ranger eine Fläche von 180 Quadratkilometern. Das ist viel zu wenig. Peter Malzbender, Vorsitzender des Naturschutzbundes im Kreis Wesel, macht die Dimension anhand eines Beispiels klar: "Das ist, als ob man nur zwei Polizisten in einer großen Stadt hätte."

Gabi Wegner, Umweltpolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion Wesel

Anfang 2019 beschloss der Kreistag einstimmig, zum besseren Schutz unserer Naturschutzgebiete probeweise Ranger des RVR einzusetzen. Die Idee dahinter: Die Beratung der Erholungssuchenden vor Ort in Natur und Landschaft. Fast drei Jahre später steht fest: Der Einsatz der RVR-Ranger hat sich gelohnt.

Erfolgreicher Probelauf

Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie haben viele Menschen bei Wanderungen die Natur im Kreis Wesel besucht und genutzt. Die Ranger standen mit Antworten und Ratschlägen zur Verfügung und vermitteln so, ganz nebenbei, auch mehr Verständnis für die Pflanzen- und Tierwelt hier bei uns am Niederrhein. In einigen Fällen mussten Besucherinnen und Besucher auch an die Regeln in Schutzgebieten erinnert werden. Der Probelauf war so erfolgreich, dass der Kreistag das Projekt im Oktober 2020 in die Verlängerung schickte.

NaBu-Chef Malzbender: „Zwei Mitarbeiter reichen auf Dauer nicht aus.“

Wir freuen uns natürlich, dass die RVR-Ranger auch in Zukunft helfen werden, die Natur in unserem Kreis zu schützen. Aber reicht das? NABU-Chef Peter Malzbender hat dazu eine klare Meinung. Er warnt, dass die bisherigen zwei Mitarbeiter nicht reichen werden, um die Erholungssuchenden daran zu erinnern, sich an die bestehende Regeln zu halten. Unsere umweltpolitische Sprecherin, Gabi Wegner, stimmt ihm zu. „Der NABU kritisiert zu Recht, dass die bisherigen Rangereinsätze nicht ausreichen, um Flora und Fauna effektiv zu schützen. Wir brauchen eine deutliche Erhöhung der Ranger-Einsätze vor Ort, zum Beispiel, um Hundebesitzer darauf hinzuweisen, dass freilaufende Hunde bodenbrütende Vögel stören.“ Malzbender selbst habe in den letzten Wochen mehrfach beobachtet, wie Spaziergänger und Erholungssuchende sich nicht entsprechend den Regeln für Naturschutzgebiete verhielten.

Verhaltenes Echo der Jamaika-plus Kooperation

Unser Antrag auf Verdopplung der Rangereinsätze ist bei unseren Kreistagskolleginnen und Kollegen des Jamaika-plus-Bündnisses auf verhaltenes Echo gestoßen. Im zuständigen Fachausschuss für Umwelt und Planung konnte sich die Kooperation nach einiger Diskussion lediglich dazu durchringen, die Möglichkeit einer Aufstockung „prüfen zu lassen“. Unsere zweite Forderung, Gespräche mit dem NaBu über zusätzliche Einsatzorte zu führen, lehnte Jamaika-plus als „verfrüht“ ab.

Grüne Selbstaufgabe

„Es hätte den Bündnisgrünen gut zu Gesicht gestanden, sich in diesem Fall nicht wieder von ihren Kooperationspartnern CDU und FDP vereinnahmen zu lassen“ kritisiert Gabi Wegner. Die Grünen führen, wie bereits in der Vergangenheit, unbeirrt damit fort, ihren Markenkern dem Kooperationserhalt zu opfern. „Ich hatte, wider besseren Wissens, gehofft, dass sich das eine oder andere grüne Ausschussmitglied am Ende doch auf ihre oder seine Wurzeln besinnt, und mit uns für einen noch besseren Schutz der Biodiversität in unseren Naturschutzgebieten stimmt. Leider war diese Hoffnung vergeblich.“

 

Zahlen und Fakten: Das Rangerteam des RVR hatte in 2019 1.273 Bürgerkontakte, in 2020 waren es 3.647. Die Ranger waren unterwegs in Rhein- und Lippeaue, den NSG „Dingdener Heide“, „Kaninchenberge“ und „Drevenacker Dünen“, ein Schwerpunkt lag im Orsoyer Rheinbogen. Den vollständigen Bericht könnt ihr hier einsehen.

Die NRZ berichtete in ihrem Artikel „SPD für mehr Ranger im Kreis“ vom 15. September 2021 ausführlich über unseren Antrag und die dadurch ausgelöste Diskussion im Umwelt- und Planungsausschuss. Den ganzen Artikel könnt ihr hier lesen.