Von Ulrike Schwarz
Digitale Schlüsselkompetenzen und Querschnittsqualifikationen sind sozusagen die 4. Kulturtechnik und beinhalten Medienkompetenz, Anwendungsknowhow sowie informatische Grundkenntnisse.
Dazu hat sich das Land einen sogenannten Medienkompetenzrahmen gegeben mit folgenden Stichworten:
- Bedienen und Anwenden
- Informieren und Recherchieren
- Kommunizieren und Kooperieren
- Produzieren und präsentieren
- Analysieren und Reflektieren
- Problemlösen und Modellieren
Siehe dazu auch:
https://medienkompetenzrahmen.nrw
https://www.schulministerium.nrw.de
https://www.medienberatung.nrw.de
Diese zunächst sehr abstrakt daher kommenden Kompetenzen sollen in die jeweiligen Fachlehrpläne aufgenommen und an fachbezogenen Inhalten konkretisiert werden. Für Schule besteht dann der Auftrag, dies in den schulinternen Facharbeitsplänen umzusetzen. Wie diese Umsetzung geschieht steht zunächst einmal jeder Schule, ja unter Umständen sogar jedem einzelnen Lehrer, frei, wenn nicht die Schule im Rahmen ihrer Schulprogrammarbeit Verabredungen trifft bzw. Festlegungen vornimmt im Hinblick auf Ausstattung mit Hardware und Software wie z.B. Festlegung auf Lernplattformen, digitale Schulbücher, Ausstattung mit Endgeräten.
Eine weitere Hilfestellung zur Erstellung des schuleigenen Medienkonzeptes bietet der für Schülerinnen und Schüler gedachte Medienpass (Link siehe oben).
Es geht also zunächst darum mit Blick auf das Leitbild, den Medienkompetenzrahmen und den Medienpass NRW sowie den um Digitalisierung erweiterten Lehrplänen den Ausbau einer digitalen Infrastruktur (technische Voraussetzungen wie Breitbandausbau für schnelles Internet, flächendeckendes WLAN in Schulen, Hardware wie Whiteboards, digitale Endgeräte) und Software (digitale Schulbücher, Lernplattformen wie Logineo, Moodle,…) zu planen und umzusetzen.
Dafür stehen die Mittel aus dem Digitalpakt zur Verfügung. Allerdings ist es dringend geboten, alle Lehrerinnen und Lehrer kurzfristig zu schulen und sie in den Stand zu versetzen, mit der gewählten Hard- und Software Unterricht zu planen und umzusetzen.
Es geht darum
- neues Wissen über digitale Technologien und Zusammenhänge zu vermitteln
- bekannte bzw. bestehende Inhalte in einem neuen Kontext zu stellen
- Qualität von Lernen, Lehre und Ausbildung durch neue Lernformen und Lernmethoden zu verbessern mit dem Ziel, mehr Diversität, mehr Chancengleichheit, mehr individuelle Förderung und mehr inklusive Bildungssettings zu ermöglichen
Es geht um die Notwendigkeit, digitale Schlüsselkompetenzen zielgruppenspezifisch, bedarfsgerecht und altersangemessen zu vermitteln entlang der gesamten Bildungskette beginnend bei der frühkindlichen Bildung bis in die berufliche und allgemeine Weiterbildung.
Nun haben Corona und die daraus resultierenden Maßnahmen der Schulschließung und der nun wieder schrittweisen Öffnung offensichtlich gemacht, dass die Umsetzung des Digitalisierungskonzeptes bislang kaum oder nur in Ansätzen gelingt je nach Schule und betroffenen Lehrerinnen und Lehrer, die nun ad hoc Home-Schooling organisieren mussten. Es entstand ein Flickenteppich aus Maßnahmen, der alle Betroffenen, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und deren Eltern, an die Grenzen des Machbaren führten. Die angestammten Rollen der Betroffenen gingen dabei verloren, z.B. wurden Eltern zu Hilfslehrern. Es wurden PDF-Dateien verschickt per E-Mail, per Whats-App oder auch per Post oder Bote. Nachfragemöglichkeiten fehlten zum Teil, Kommunikation miteinander war selten, Rückmeldungen zu bearbeiteten Aufgaben blieben aus, einführende Erklärungen waren Mangelware. Darüber hinaus fehlten etlichen Schülerinnen und Schülern die notwendigen Endgeräte (Tablet, PC, Drucker). Von Chancengleichheit kann keine Rede sein, im Gegenteil: Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten Gruppen wurden weiter abgehängt!
Eine verstörende Situation ist durch diese Pandemie besonders auch für Kinder und Jugendliche entstanden. Die Vertrautheit des gemeinsamen Schullebens und sozialen Miteinanders ist verloren gegangen. Verinnerlichte, lieb gewonnene Rituale bei den Lernprozessen im Klassenraum, auch verbunden mit Lehrerinnen und Lehrern als wichtige Bezugspersonen sind auf der Strecke geblieben, so dass ein Lernen im vertrauten Umfeld mit Möglichkeiten des Nachfragens, der gemeinsamen Überlegung und des Miteinanders nicht mehr stattfinden können. Auch die natürliche Bewegung im Lernumfeld findet nicht mehr statt.
Auch die schrittweise Öffnung von Schule mit einer angestrebten Mischung aus Präsenzlernen und Home Schooling führt nicht dazu, dass der vertraute Rahmen wiederhergestellt wird. Sitzen an Einzeltischen mit entsprechendem Abstand, halbe Klassenstärken, möglicherweise wechselnde Lehrerinnen und Lehrer, andere Arbeitsformen sind eher verunsichernd. Die Mischung aus selbstgesteuertem, individualisiertem Lernen und kooperativen Arbeitsformen muss neu gedacht und organisiert werden, um nachhaltigem kompetenzorientiertem Lernen eine Chance zu geben.
Hier ist die Landesregierung gefordert, die Schulen und ihre Lehrerinnen und Lehrer umgehend dabei zu unterstützen, für die Kombination aus Präsenz- und Distanzlernen Konzepte zu entwickeln, die Lernprozesse ohne Brüche, orientiert an den zu erwerbenden Kompetenzen, ermöglichen. Es geht um Lernwege, Rituale, Methoden und Medien. Es geht um Einführung und Erklärung eines Themas/Problems, es geht um Information und Erarbeitung, es geht um Vertiefung und Übung, es geht um Lernzielkontrolle in einem Setting aus Präsenz- und Distanzlernen. Es geht aber auch darum, den Klassenverband und den Lehrer/die Lehrerin zu erleben. Die bisherigen Vorgaben zur Digitalisierung sind weit davon entfernt, Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern den virtuellen Klassenraum erleben zu lassen. Das muss aber das Ziel für die nahe Zukunft sein, denn so kann man auch anderen Katastrophen wie der Pandemie wirkungsvoll begegnen.
Dringend erforderlich ist die zusätzliche Betreuung von benachteiligten Schülerinnen und Schülern. Dazu gehört selbstverständlich auch die Ausstattung mit Endgeräten.
Je einheitlicher die genutzten Lernplattformen sind, die Schulen vor Ort in Absprache miteinander nutzen und zum Leitmedium machen, umso leichter ist auch die häusliche Unterstützung durch die Eltern. Dies gilt insbesondere aber auch für die Medienfachkräfte der Kommunen, die die Schulen bei der Handhabung der neuen Medien unterstützen.
Das Land ist aufgerufen, nach den Sommerferien die Schulen mit einem implementierten Konzept auf den Weg zu schicken und Lehrerinnen und Lehrer dazu in Stand zu setzen, dies umzusetzen. Schülerinnen und Schüler müssen einen verlässlichen Rahmen vorfinden und entsprechend ausgestattet werden. Beispiele guter Praxis sollten umgehend zur Verfügung gestellt werden
Die Kommunen werden ihren Beitrag als Schulträger dazu leisten!
Anforderungen an das virtuelle Klassenzimmer:
- Einfache Installation und Bedienung der Software
- Auf die virtuelle Schulung abgestimmte Methodenkonzepte und Lehrmaterial
- Gut trainierte Lehrkräfte
- Motivierende, praxisorientierte Übungen und viel Beteiligungsmöglichkeiten für die Teilnehmer
- Abwechslungsreiche Inhalte
- Unmittelbares Feedback
- Förderung der Interaktion und Kommunikation
Wir empfehlen dringend auch diesem Link zu folgen: https://schul-leben.blog/2020/04/23/covid-19-homeschooling/