Was wird aus dem Gelände des Kraftwerks Voerde?

54 Hektar stehen der Stadt Voerde planungsrechtlich am Steag Standort zur Verfügung – hier müssen Bedürfnisse zu einem Bedarf werden, muss die Zukunft des Standorts Möllen und der Stadt Voerde entwickelt werden! Um zu hören wie das geschehen kann und, um ihre Sorgen und Bedenken zu äußern, kamen rund 200 Menschen aus Voerde und Dinslaken in das Schützenvereinsheim Möllen. Auf Anregung des SPD Ortsvereins hatten sich CDU, Grüne und FDP der Stadt Voerde zusammen geschlossen, um gemeinsam der für die Stadt Voerde wichtigen Frage auf den Grund zu gehen. Auf drei Partner trafen die Zuhörer, auf die Stadt, die das Planungsrecht hat, auf die Steag (1/3) und auf die RWE (2/3), beide als Besitzer des Geländes und der Gebäude.

Dr. Thomas Becker, Vertreter und Geschäftsführer der Steag Grundstücksgesellschaft erklärte, dass RWE und Steag als Partner, nun ihren jeweiligen Besitz streng getrennt entsorgen und schützen. Zusätzlich sei als vierter Partner noch die Deutsche Bahn im Spiel, erklärte Dr. Becker. Die Bahn will die Gleise behalten und mit einer intakter Anlage übernehmen. Wichtig zu hören war, dass die Steag sich bewusst ist, dass sie zurückbauen muss und sie sich der Aufgabe auch stellen will. Ein Zeitpunkt kann allerdings, nicht zuletzt wegen der außerordentlich hohen Kosten, noch nicht festgelegt werden.
Deutlich wurde, dass der Planungsprozess mit der Folgenutzung eng verbunden sein muss. Ein zu entwickelndes Gesamtkonzept soll nicht nur Gewerbe, sondern auch begleitendes Grün sowie ökologische Aspekte berücksichtigen.

Bürgermeister Dirk Haarmann, SPD, machte ebenso wie Charlotte Quik, CDU Landtagsabgeordnete, deutlich, wie wichtig es sein wird, Fördermittel für den Rückbau über die Kohlekommission zu erhalten. Hier könnte es positiv sein, dass das Kraftwerk Voerde als eines der ersten stillgelegt worden ist. Haarmann berichtete außerdem, dass die Stadt nicht beabsichtigt, die Fördermittel der Region NRW für den ersten Schritt zu beantragen. Der Prozess bis zur Genehmigung dauert ihm zu lange. Aus eigenen Mittel will er die Grundlagenarbeit bis zum Frühjahr 2019 finanzieren und erledigen. Erst die „Masterarbeit“ soll mit Förderanträgen und anschließend hoffentlich mit Fördermitteln des Landes ermöglicht werden.
Im nächsten Jahr soll eine intensive Beratung mit der Politik, mit Bürgern und Verbänden für eine nachhaltige Nutzung der Immobilie und der Flächen erfolgen. Nicht nur eine gewerbliche Nutzung, auch eine Wertschöpfung aus der Fläche zusammen mit den umliegenden landschaftlich renaturalisierten Flächen (Mommniederung, Lippe- und Emschermündung) könnte sich außerdem als gewinnbringend für einen naturverträglichen Tourismus für Voerde zeigen.

Der Technische Beigeordnete Wilfried Limke verwies zunächst auf das positive Beispiel Babcock – hier ist nicht nur die Wirtschaftskraft heute stärker als zu Zeiten von Babcock,, es gibt heute auch mehr Arbeitsplätze auf dem Gelände. Das
Potential der Gartenstadt Möllen bewertete er hoch, doch auch der Standort Götterswickerhamm als Erholungsgebiet nicht nur für Voerder sondern auch für viele Menschen aus dem Ruhrgebiet ist nach wie vor bedeutend. Umgestaltungen stehen im Zusammenhang mit der Mommniederung als Perspektive für IGA 2027 (Thema: Zukunftsgarten) an. Außerdem wird künftig die Emscher auf Voerder Gebiet in den Rhein münden, ebenfalls ein Aspekt, der sich auf die künftige Verwertung der Steag Flächen auswirkt.

Laut Dr. Thomas Becker sollen nicht nur Gewerbe, sondern ein Mix auf dem Kraftwerksgelände entstehen, dazu zählt er auch zum Beispiel den Hundesportverein (notfalls an anderer Stelle) und er versprach möglichst alle Interessenten mitzunehmen und in die Planungen einzubinden. Die von Besuchern außerdem geäußerten Befürchtungen, dass mit den neuen Wirtschaftsunternehmen auch die Pläne für die A59n erneut aufleben könnten, widersprach Bürgermeister Haarmann vehement – die damals angedachte Wegeführung sei tod! Wichtig sei, dass die Verkehrsplanung mit der Entwicklung Möllener Interessen in Einklang gebracht werde.

Ortsvereinsvorsitzender Stefan Weltgen verabschiedete die Besucher in einen lauen Spätsommerabend, an dem sich viele intensiv diskutierend auf den Heimweg machten.
Die SPD dankt dem Schützenverein Möllen herzlich, dass sie die Veranstaltung in seinem Schützenheim durchführen durften!
Bericht und Fotos: Gisela Marzin