
Jugendkriminalität an der Wurzel bekämpfen
Als Scheindebatte bezeichnet der SPD Stadtverband Voerde die aktuellen Diskussionen zur Forderung von Politikern der CDU nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts bei straffällig gewordenen Jugendlichen und ruft zu mehr Sachlichkeit in der Diskussion auf. Das eigentliche Problem sei in gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sehen. Die Voerder Sozialdemokraten legen großen Wert darauf, dass sie das Problem der Jugendkriminalität nicht verharmlosen oder herunterspielen wollen, weisen aber auf einige, ihrer Meinung nach weniger bekannte Fakten hin und regen eine andere Problemlösung an, als die der reinen Verschärfung des Jugendstrafrechts.
So ist es nach Ansicht der Voerder SPD wenig bekannt, dass die Anzahl tatverdächtiger Jugendlicher von 1998 bis zum Jahr 2006 statistisch rückläufig ist. Auch wenn es aufgrund der in der vergangenen Zeit verstärkten Berichterstattung in den Medien einen anderen Anschein hat scheinen die Straftaten an Schulen ebenfalls rückläufig zu sein da dort die Zahl der polizeilich ermittelten Straftaten sank. Trotz fehlender bundesweiter Untersuchungen zeigen einige Studien einen „allmählichen Rückgang“ von Gewalt an Schulen auf. Klar ist es für die Voerder Sozialdemokraten allerdings auch, dass es keinerlei Toleranz gegenüber Gewalttaten geben darf und die Möglichkeiten die das Gesetz bietet ausgeschöpft werden müssen.
Unbestritten betrachtet auch der SPD Stadtverband Voerde das Problem der Jugendkriminalität mit Sorge. Bei der Frage nach den Ursachen von Jugendkriminalität zeigen sich allerdings recht zügig mehrere Faktoren die ausschlaggebend für das Abrutschen Jugendlicher in die Kriminalität sein können. Hierzu können individuelle Persönlichkeitsmerkmale, wie das unzureichende Erlernen vom Umgang mit Konflikten genauso gehören wie soziale Probleme und Gewalt, die in der Ursprungsfamilie erlebt wurden. Bei nahezu allen straffälligen Jugendlichen sind zudem soziale Ausgrenzung, mangelnde gesellschaftliche Aufstiegschancen und eine offensichtliche Perspektivlosigkeit Ursache für den Weg in die Kriminalität. Und genau an diesem Punkt kann nach Ansicht der Voerder Sozialdemokraten eine Lösung der Problematik ansetzen. Durch einen Paradigmenwechsel im Bildungssystem kann die Voraussetzung dafür geschaffen werden, dass auch Kinder und Jugendliche gesellschaftliche Werte erlernen können, wozu sie, bei ungünstigen familiären Voraussetzungen, ansonsten nicht in der Lage sind. Werte wie Hilfsbereitschaft, Solidarität oder das erlernen von Konfliktlösungsstrategien können in Fällen in denen das Elternhaus auf diesen Feldern nicht ausreichend Erziehungsarbeit leistet dauerhaft unterstützend von Kindergärten oder Schulen gelehrt werden. Um hier Erfolge zu verzeichnen sind allerdings ein kostenfreies letztes Kindergartenjahr, die Einführung von Ganztagsschulen und die längere gemeinsame Beschulung von Kindern Voraussetzung. „Wir sehen es als unsere Verpflichtung an unseren Kindern die Voraussetzungen für eine Lebensperspektive bieten zu können. Es darf nicht sein, dass wir es weiterhin zulassen, dass es Menschen gibt, die bereits im Alter von 18 oder 19 Jahren für ihr weiteres Leben in dieser Gesellschaft keine Perspektive mehr sehen und sich selbst aufgegeben haben. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen um alle Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, in unserer Gesellschaft zu integrieren. Hierbei kann uns eine Veränderung des bestehenden Bildungssystems nur Hilfestellung leisten. Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen können Kindern und Jugendlichen unterstützend die Werte vermitteln, die wir in unserer Gesellschaft als wichtig erachten. Außerdem können Entwicklungsschwierigkeiten, soziale oder familiäre Probleme schneller erkannt und gegengesteuert werden.“, bekräftigt Achim Gregorius, Vorsitzender des SPD Stadtverbands Voerde die Überlegungen. Weiterhin rufen die Voerder Sozialdemokraten dazu auf die aktuelle Debatte zur Verschärfung des Jugendstrafrechts zu beenden und fordern dazu auf, die Jugendkriminalität an der Wurzel zu bekämpfen. (ag)