
„Was ist gute Schule?“
SPD in Voerde führte Informationsveranstaltung durch
„Was ist gute Schule?“ Dieser Frage gingen der SPD Ortsverein Voerde gemeinsam mit dem SPD Stadtverband Voerde im Rahmen einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung nach. Wichtig war den Organisatoren der Veranstaltung, dass das wichtige Thema der Bildung nicht in erster Linie nach parteipolitischen Prinzipien diskutiert wurde sondern offen eine Bestandsaufnahme durchgeführt wird, um in einem zweiten Schritt gemeinsam realistische Modifikationen im Bildungssystem, sowohl im Allgemeinen, als auch vor Ort, zu erörtern.
Als Podiumsgäste hatten die Voerder Kommunalpolitiker sowohl fachkompetente Pädagogen der Voerder Schullandschaft, als auch Vertreter der Elternschaft eingeladen.
Im Rahmen von Filmausschnitten aus der DVD „Treibhäuser der Zukunft“, in denen bildungspolitische Themen angesprochen, hinterfragt und andere Lernformen vorgestellt wurden hatten die Voerder Sozialdemokraten drei große Bereich herausgesucht. Diese wurden von der Moderatorin Ulrike Schwarz, Vorsitzende des SPD Ortsvereins Voerde, anschließend jeweils mit den Podiumsgästen und den anwesenden rund 40 Gästen erörtert und diskutiert und auf die tatsächlichen Verhältnisse und Möglichkeiten an den Voerder Schulen übertragen.
Zunächst beschäftigte sich die Diskussionsrunde mit der Frage ob Kinder im Spannungsfeld von individualisiertem Lernen und der Notwendigkeit zum Lernen der Zusammenarbeit mit Anderen im derzeitigen Schulsystem die Kompetenzen lernen, die für ihren zukünftigen Lebensweg gewünscht werden. Hier wurde ein kleiner Unterschied zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen deutlich. Während Arnd Hanauska, Leiter der Otto- Willmann- Schule in Voerde, klarstellte, dass individuelles Lernen in der Grundschule bereits seit Jahren stattfindet und gefördert wird, konnte Anne Jung- Wanders, Leiterin des Gymnasiums Voerde, dies für die weiterführenden Schulen nicht uneingeschränkt bestätigen. Zwar sei es für Ganztagsschulen eher möglich verschiedene Lernmethoden zu vertiefen als für Halbtagsschulen, doch stehen ihrer Ansicht nach die geforderten zentralen Prüfungen der gewünschten Individualisierung etwas entgegen, was manchmal den ungeliebten aber effektiven Frontalunterricht unumgänglich mache. Auch seien ein gewisser Zeitmangel und bestehende Gruppengrößen zeitweise hinderlich für individualisiertes Lernen. „Schule darf Spaß machen, doch sie tut es nicht immer. Schüler müssen sich manchmal auch durch einen Lernstoff durchbeißen!“
Beim Thema der Ganztagsschule stellte nicht nur Jürgen Albri, Leiter der Realschule Voerde, fest, dass das Modell der Ganztagsschule bei vielen Eltern nicht bekannt sei, obwohl die Stadt Voerde hier bereits sehr gute Voraussetzungen geschaffen habe um auf diesem Feld auch zukünftig fruchtbare Bildungsarbeit leisten zu können. Ulrike Schwarz machte in diesem Zusammenhang nochmals deutlich, dass die Ganztagsschule im europäischen Vergleich nur in den deutschsprachigen Ländern keine Tradition hat. Dass bei vielen Eltern das Bewusstsein für ein Ganztagsschulkonzept noch nicht vorhanden sei stellt Manfred Wöstefeld, Leiter der Gesamtschule Voerde in seiner Arbeit immer wieder fest. Um dies zu ändern sei es notwendig dass alle Beteiligten sehr eng zusammenarbeiten um Eltern die Sicherheit zu geben dass es sich bei der Ganztagsschule nicht um eine „Verwahrung“ der Kinder handelt, sondern die Schulen hier ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot anbieten. Silvia Kaiser- Bloch, Leiterin der „Regenbogenschule“ in Möllen, mahnte zusätzliche strukturelle Änderungen an. „Um eine Vision zu entwickeln was wirklich gute Schule ist, sind für alle Schulen zusätzliche Materialien, Lehrer und Ressourcen notwendig.“
Die Frage nach einem längeren gemeinsamen Lernen von Kindern beantwortete Arnd Hanauska damit, dass er sich dies persönlich gut vorstellen könne. „Immer wieder erlebt man als Lehrer die Nöte der Eltern und die Nöte der Kinder bei der Frage der richtigen Schulwahl nach dem vierten Schuljahr.“ Er selbst könne sich durchaus eine längere gemeinsame Beschulung von Kindern vorstellen. Gerd Hüsken, Schulpflegschaftsvorsitzender im Gymnasium Voerde, könne sich dies nur vorstellen wenn stärkere und schwächere Schüler gleich gefördert würden und Britt Schröder, Mutter zweier Kinder die die Gesamtschule Voerde besuchen, gab zu bedenken, dass eine individuelle Förderung nur in kleinen Gruppen sinnvoll sei. Auch Jürgen Albri konnte sich eine längere gemeinsame Lernphase von Kindern vorstellen, merkte jedoch an, dass eine spätere Ausdifferenzierung nicht diejenigen benachteiligen dürfe die eher praktisch als theoretisch veranlagt seien. Auch hier müssen individuelle Fähigkeiten von Kindern erkannt, gefördert und wertgeschätzt werden. Auf ein Problem der längeren gemeinsamen Beschulung von Kindern wies Anne Jung- Wanders hin: „Feste Gruppen von Kindern in der Pubertät zu trennen kann Probleme nach sich ziehen.“ Sie regte eine Ausdünnung der Lerninhalte an. Bereits heute enthalte der Lehrplan ihrer Meinung nach zuwenig Sport und Musik, gefordert seien stattdessen Inhalte die sie für teilweise verzichtbar halte.
Nach ca. zweistündiger angeregter Diskussion bedankte sich Ulrike Schwarz bei den Gästen und beendete die Veranstaltung. Da die weite Bildungsthematik an diesem Abend bestenfalls nur angerissen werden konnte denkt die SPD bereits jetzt darüber nach zu gegebener Zeit eine Anschlussveranstaltung zu diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema durchzuführen. (ag)